Die Trauung im Kino
Es war 2019 als ich ein entzückendes Paar kennenlernte, sie erzählten mir von der Idee, sich in einem kleinen Programmkino trauen zu lassen. Ich war sofort hingerissen.
Dann brach Corona über die Welt herein und nichts war mehr wie gewohnt, vieles verboten, das was erlaubt war, war in einem geschlossenen Kinosaal nicht umsetzbar. Die grosse Hochzeit im Kino musste also abgesagt werden.
Ich habe meinen Paaren dieses Jahr immer gesagt: „Egal wie ihr euch entscheidet, ob ihr verschieben möchtet oder nicht, ich bin für euch da. Wenn ihr die Trauung weiterhin planen wollt, dann verspreche ich euch, wir werden etwas erschaffen, so schön und einzigartig, dass es für immer in eurer Erinnerung bleibt.“
Diese beiden Wundervollen haben mir vollkommen vertraut und sich gemeinsam mit mir in die Planung gestürzt. Ich vermittelte den beiden ein Kamerateam (wichtiger Teil unseres Planes) und wir fanden auf einer Pferdekoppel, nahe des Elternhauses des Bräutigams, den perfekten Trauort, den wir uns gemeinsam anschauten, um weiter zu planen.
Am Tag der Trauung packte ich einen Teil meiner Holzklappstühle ein, meinen Traubogen, ein Tischchen, 100 Herzstecker, um den Weg zu kennzeichnen, die kleine Anlage, für die wir keinen Strom benötigen, denn den hatten wir auf dem Acker ja nicht, ein Aufnahmegerät für den Ton und, da wir Wettertechnisch nicht allzu gute Aussichten hatten, auch ein paar meiner weißen Regenschirme.
Vor Ort war schon die Koppel abgeteilt, die Pferde waren also nur im Hintergrund zu sehen.
Wir bauten den Traubogen auf, versteckten die Anlage hinter dem Spitzenstoff, ich stellte meinen Notenständer und die Rede in Position, kümmerte mich um die Bestuhlung.
Ich besprach mich mit dem Kamerateam, machte Soundcheck, stellte die Ringe und Wasser fürs Brautpaar auf dem Trautisch bereit, da zogen dunkle Wolken auf.
Es war dieser Moment, an dem ich bemerkte, ok, jetzt werde auch ich etwas nervös.
Ich bekam die Info, dass die Braut unterwegs ist.
Ich setzte die wenigen Gäste, es durften ja nicht so viele kommen. Wir haben die erlaubte Anzahl von 15 Gästen voll ausgeschöpft und konnten starten.
Ich ging zur Braut, um sie zu begrüssen und ihr noch ein letztes Mal Mut zuzusprechen und auf dem Rückweg schickte ich einen letzten flehentlichen Blick zum Himmel und startete die Einlauf-Musik und die Tonaufnahme der Trauung.
Alles was dann passierte, habe ich als absolut magisch in Erinnerung. Die 15 Gäste machten so viel Stimmung wie 150, meine Lovebirds liessen sich vollständig auf den Moment ein und alle zusammen haben wir gelacht, geweint & in Erinnerungen geschwelgt. Nach kurzer Zeit zog die Wolkendecke auf und die Sonne bahnte sich mit ungeahnter Kraft ihren Weg zu uns.
Nächstes Jahr, wenn die große Feier im Kino mit allen Freuden nachgeholt wird, wird genau dieser Moment auf der großen Leinwand noch einmal zum Leben erweckt werden.
Ich glaube, es wird auch den anderen Gästen 2021 so ergehen, wie uns wenigen Auserwählten, die an diesem Sommertag dabei sein durften. Sie werden mit den beiden lachen & weinen & jubeln und diesen Moment nie vergessen. ♥